“Von Helden und Hühnern“
[Kritik an Pippi riss nie ganz ab]
Jetzt droht den kindlichen Lesern neue Gefahr. Die Pippi-Langstrumpf-Bände zeugten von „Kolonialrassismus und weißer Dominanz“, behauptet eine heftige öffentliche Kampagne. Die Empörung entzündet sich besonders daran, dass Pippis Vater „Kapitän Langstrumpf, früher der Schrecken der Meere“, ein Negerkönig ist. Den universitären Eiferern, die sich in ihrer Unkenntnis der Kinderliteratur in einem Feldzug für political correctness am falschen Objekt austoben, sei die Lektüre des Bandes Pippi in Taka-Tuka-Land empfohlen. Darin gibt ihnen Pippi auf phantasievolle, spielerische Weise eine Antwort, als Lehrstück in Humanität und Antikolonialismus.“
Meines Erachtens existiert ein Trend dahin, nicht den Rassismus in Kinderbuchklassikern zu kritisieren, sondern diejenigen, die ihn anprangern.
Um nur ein Beispiel zu nennen: der Cäcilie Dressler Verlag hat eine Reihe „Dressler Klas- siker“ aufgelegt. Darin erschien unter anderem auch die Neuedition des Buchs Doktor Dolittle und seine Tiere von Hugh Lofting (1920, dt. 1926). Die Urfassung enthielt die Figur des dümmlichen afrikanischen Prinzen Bumpo, der davon träumt, Weiß zu sein. Doktor Do- little mischt eine „Medizin“ und tatsächlich wird sein Gesicht schneeweiß. In der Ausgabe von 1970 wurde diese „Weißwaschung“ vollständig entfernt. In der Neufassung aus dem Jahr 2005 sind die Passagen mit Bumpo wieder da.