Sie sprachen von „Zensur“, von übertriebener „political correctness“, verteidigten Astrid Lindgren gegen den „Rassismusvorwurf“ und verlangten von Verlagen „Werktreue“, die darin bestehe, die Originalsprache der Kinderbücher unverändert zu lassen. (Mehr dazu heute im Vortrag von Eske Wollrad)
Gegenüber der „Werktreue“ galt in vielen Kommentaren der Verzicht auf rassistische Sprache in Kin-derbüchern als nachrangig. Auffallend war für uns, dass die Perspektiven von Kindern dabei kaum Berücksichtigung oder Erwähnung fanden.
Mit diesem Beitrag und überhaupt mit unserer heutigen Tagung wollen wir uns daher insbesondere mit der Frage beschäftigen, welche Wirkung der sprachliche Umgang auf Kinder hat, auf ihre Bil-dungsprozesse, auf ihre Identitätsentwicklung.
1. Worte sind nur Schall und Rauch? Wie Sprache und Wirklichkeit zusammenhängen
Sprache und Wirklichkeit hängen auf eine komplexe Weise zusammen: Einerseits bildet Sprache Wirklichkeit ab. Das gilt für konkrete Gegenstände wie auch für abstrakte Vorgänge: das Wort Stuhl bezeichnet eine Sitzgelegenheit, das Wort Bildung oder Vorurteile verwenden wir für einen – mehr oder weniger präzise – definierten